Einflüsse der Ganztagsschule auf außerschulische Institutionen und ihre Bedeutung für die Adressaten

In Nordrhein-Westfalen wird die Kooperation mit außerschulischen Partnern aus den unterschiedlichen Bereichen, wie z.B. Sport, Jugendhilfe, Kultur oder Wirtschaft im Grunderlass explizit eingefordert und hat sich in der Praxis der Ganztagsschulen in den letzten Jahren ausgeweitet und intensiviert. Darüber hinaus haben sich in Folge der Kooperationen Ganztagsschulen zunehmend zum Sozialraum geöffnet, um auch stärker die Lebenswelten von jungen Menschen und ihren Familien in den Blick zu nehmen.Gleichzeitig sind damit auch deutliche Umstrukturierungsprozesse verbunden, die sich nicht nur auf Seiten der Ganztagsschule vollziehen. Die Kooperation mit der Ganztagsschule wirkt sich zwangsläufig auch auf die unterschiedlichen außerschulischen Institutionen aus. Somit treten Ganztagsschulen und außerschulische Kooperationspartner in eine Wechselbeziehung, die u.a. Fragen der Ressourcenabstimmung und -gewichtung, von Schnittstellen und Synergieeffekten sowie dem Nutzen der Zusammenarbeit für die eigene Arbeit aufwirft. Darüber hinaus können die Kooperationsbeziehungen eine wesentliche Grundlage für die (Weiter-)Entwicklung von Netzwerkstrukturen zur Förderung der Bildung und Entwicklung junger Menschen im kommunalen Raum darstellen.

Forschungsfragen und Untersuchungsdesign
Der Schwerpunkt der Untersuchung wird auf die außerschulischen Institutionen und ihre Adressaten gelegt. Im Fokus stehen dabei die Forschungsfragen: Welchen Einfluss hat die Ganztagsschule auf die Profile und Strukturen der außerschulischen Institutionen und welchen Stellenwert bzw. welche Bedeutung haben die Freizeit- und Bildungsangebote der genannten Einrichtungen für die Kinder- und Jugendlichen innerhalb und außerhalb der Ganztagsschule? Das Thema wird auf zwei Ebenen untersucht:


A. Institutionelle Ebene:
Im Rahmen der institutionellen Ebene sollen (jenseits der OGS-Träger) Organisationen und Einrichtungen befragt werden, die Freizeit- und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche vorhalten. Dabei werden sowohl die Organisationen/Institutionen untersucht, die als Kooperationspartner Angebote in der Ganztagsschule durchführen (Gruppe A), als auch Solche, die in keinem Kooperationsbezug zur Ganztagsschule stehen (Gruppe B). Vor dem Hintergrund dieser Unterscheidung untergliedert sich die o.g. Forschungsfrage auf Grundlage der institutionellen Ebene in zwei Untersuchungsfragen und -bausteine:

1. Welche Einflüsse lassen sich durch die Kooperation mit den Ganztagsschulen auf die Profile und (Angebots- und Teilnahme-)Strukturen der außerschulischen Institutionen (Gruppe A) feststellen (z.B. Umstrukturierung von Angeboten, Gewinnung neuer/anderer Zielgruppen, Profilveränderungen u.a.)?

2. Welche (nicht intendierten) Einflüsse haben Ganztagschulen auf außerschulische Institutionen, die keinen Kooperationsbezug zur Ganztagsschule haben (Gruppe B)? Lassen sich seit der Einführung bzw. dem Ausbau der Ganztagsschulen Einflüsse mit Blick auf die Profile und (Angebots- und Teilnahme-)Strukturen der außerschulischen Institutionen feststellen (z.B. Veränderungen von Teilnehmerzahlen, zeitliche Verschiebung von Angeboten u.a.)?

Um entsprechende Institutionen zu akquirieren, wird der Weg über die zuständigen kommunalen Bildungsbüros gewählt, die Auskunft über vorhandene Organisationen und Einrichtungen im Ort geben können, die Freizeit- und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche vorhalten. Da aus den Bildungsbüros nicht grundsätzlich Informationen über den Kooperationsstand dieser Institutionen mit den Ganztagsschulen zu erwarten sind, wird die BiGa NRW die Institutionen anhand einer Stichprobe telefonisch kontaktieren und sie entsprechend ihres Kooperationsbezuges zur Ganztagsschule (Gruppe A oder B) zur Teilnahme am Gruppen- bzw. Telefoninterview einladen.


B. Adressatenebene:
Im Kontext der Adressatenbefragung steht die Wahrnehmung und Bedeutung der Freizeit- und Bildungsangebote der o. a. Institutionen aus Sicht der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt. Hier ist die Forschungsthematik ebenfalls in zwei untergeordnete Fragestellungen zu unterteilen. Dabei richtet sich der Fokus zum einen auf solche Freizeit- und Bildungsangebote, die im Kontext der Ganztagsschule durchgeführt werden und zum anderen auf solche, die von den Kindern und Jugendlichen nach der Ganztagsschule wahrgenommen werden.

1. Welchen Stellenwert bzw. welche Bedeutung haben die Freizeit- und Bildungsangebote in der Ganztagsschule, die in Kooperation mit außerschulischen Institutionen durchgeführt werden, für die Kinder und Jugendlichen (z.B. Wahrnehmung und Bedeutung der Angebote, Erschließung neuer Bildungsangebote und –orte)?

2. Welche Freizeit- und Bildungsangebote von außerschulischen Institutionen nehmen Kinder und Jugendliche nach dem Besuch der Ganztagsschule wahr und welche Bedeutung bzw. welchen Stellenwert haben diese? (z.B. Freizeitverhalten nach dem Schultag, Nutzung von außerschulischen Angeboten, verändertes Engagement in Vereinen und Verbänden)?


Relevanz der Ergebnisse:

Durch das Schwerpunktmodul geraten im Rahmen der BiGa NRW erstmalig die außerschulischen Institutionen in NRW gesondert in den Forschungsblick. Ziel der Untersuchung ist es, die (nicht intendierten) Einflüsse und Auswirkungen von Ganztagsschulen auf die Profile und (Angebots- und Teilnahme-)Strukturen von außerschulischen Institutionen zu beleuchten. Die Befragung der Adressatenebene ergänzt die Befunde dahingehend, wie die Kooperation zwischen Ganztagsschule und außerschulischen Institutionen den Schultag der Kinder und Jugendlichen verändert, aber auch wie der Besuch der Ganztagsschule evtl. die Nutzung von Freizeit- und Bildungsangeboten nach dem Schultag beeinflusst. Die Ergebnisse sind sowohl auf der Praxis- als auch auf der politischen Ebene von Belang. Sie können nicht nur Hinweise zur aktuellen und vielseitig ausgeprägten Verankerung von unterschiedlichen Bildungsangeboten im kommunalen Raum liefern, sondern auch über die Einschätzung und Sichtweise der Adressaten verdeutlichen, welches Angebotsspektrum Ganztagsschulen brauchen, um den Schultag kind- und jugendgerecht zu gestalten und von den Schüler(inne)n als bereichernd empfunden zu werden.

Ansprechpartner:

Ramona Steinhauer
Telefon: 0251-200-799-48
Email: ramona.steinhauer@isa-muenster.de

André Altermann
Telefon: 0251-200-799-47
Email: andre.altermann@isa-muenster.de